Welche Mechanismen ablaufen, wenn Bakterien mit dem Immunsystem Versteck spielen, dies fanden kürzlich Wissenschafter des Helmholtz-Instituts für Infektionsforschung in Braunschweig heraus. Im Rahmen einer Studie wurde festgestellt, dass sich Streptokokken dauerhaft in den menschlichen Zellen einnisten können und dort gewissermaßen mit dem Immunsystem Versteck spielen.
Bis vor kurzem stand die Medizin vor einem Rätsel: Wie kann es sein, dass manche Menschen immer wieder und in kurzen Abständen an Streptokokken-Infektionen erkranken, obwohl sie mit Antibiotika behandelt wurden. Den Grund dafür fanden nun Forscher des Helmholtz-Instituts für Infektionsforschung in Braunschweig: „Bisher ist man davon ausgegangen, dass Streptokokken in Epithelzellen, also die äußere Zellschicht, eindringen und dort überleben“, sagt Prof. Manfred Rohde, Leiter der Zentralen Einheit für Mikroskopie am HZI. „Jetzt konnten wir erstmals zeigen, dass sie auch in den Endothelzellen überlebensfähig sind“.
Endothelzellen kleiden die Innenseite der Blutgefäße aus und bilden eine wichtige Barriere. „Sie verhindern, dass Pathogene von der Blutbahn ins Gewebe gelangen. Streptococcus pyogenes schafft es aber, genau das zu tun“, sagt Anja Ochel, Erstautorin der Studie. Mit Hilfe seines wichtigsten Virulenzfaktors, des M-Proteins, gelangen die Bakterien in die Endothelzellen und verschmelzen dort mit den sogenannten Lysosomen. Dieser spezielle Bereich der Zelle dient der Entsorgung von fremdartigen und schädlichen Substanzen. Auch die Bakterien müssten hier eigentlich abgetötet werden, allerdings geschieht dies in diesem speziellen Fall nicht vollständig: Einige der Bakterien überleben. „Die Streptokokken finden sozusagen eine Nische, in der sie vor dem menschlichen Immunsystem geschützt sind“, sagt Rohde. „Gefährlich ist das vor allem, weil viele Antibiotika, besonders Penicillin, sie dort nicht abtöten können.“
Wie genau sich die Fähigkeit der Erreger, in das Innerste der Zelle einzudringen, auf den Verlauf verschiedener Krankheiten auswirkt, gelte es aber noch zu erforschen.