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Hygiene: wir wissen nicht was wir tun!

Portrait von Dr. Alex Blaicher, Malteser Sachsen Kliniken
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Hygienemaßnahmen – wo ansetzen, wo reduzieren?  Mit Dr. Alex Blaicher, Geschäftsführer der Malteser Sachsen Kliniken in Deutschland sprach Carola Timmel.

Heuer vor 150 Jahren starb der Hygiene-Pionier Dr. Ignaz Semmelweis. Hygiene generell, aber insbesondere die Handhygiene in den Spitälern ist in vielen Bereichen nicht optimal. Was könnten hierfür die Gründe sein?

Doktor Ignaz Semmelweis hatte eine andere Arbeitsweise wie die heutigen Mediziner: Jede Patientin wurde von ihm bereits bei der Aufnahme untersucht, er selbst überwachte den Therapieprozess und legte selbst Hand an. In der Nachkontrolle sah er die Konsequenzen seines eigenen Handelns. Diese Arbeitsweise hat sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts radikal geändert: In vielen Bereichen des Krankenhauses und bei fast allen Behandlungsprozessen weiß der erstbehandelnde (auch der niedergelassene) Arzt nicht mehr was am Ende der Prozesskette herauskommt. Das ist insofern ein Problem, als dass die einzelnen Prozessbeteiligten die Konsequenzen des Handelns nicht zurück gemeldet bekommen.

Neben dieser eben geschilderten, offenbar sehr fragmentierten und der Sache nicht dienlichen Arbeitsweise – wo sehen Sie noch Schwachstellen innerhalb des Systems?

In diesem Dilemma setzen Qualitäts Systeme wie etwa EBM oder HTA an (überbetrieblich), und innerbetrieblich sind wir auf Kennzahlen angewiesen, welche rückmelden, wie viele Infektionen es wo gab. In der Realität wissen wir aber nicht was wir tun. Wie geben Milliarden für Baumaßnahmen aus, welche Infektionen verringern oder vermindern sollen. Am Beispiel des ständigen Legionellenfilter bei Waschbecken sehen wir, dass Hygienemaßnahmen nicht nachweisbar und messbar zu Verminderung von Infektionen führen. Vielmehr scheinen einige Maßnahmen industriegetrieben zu sein und nicht zu wirken, beziehungsweise nicht beim Patienten anzukommen. Diese Maßnahmen oder technischen Neuerungen werden teilweise ungefiltert seitens der Behörden übernommen. Die vielen Milliarden die hier vergeudet werden fehlen in Hygienepräventions- und Hygienemessverfahren.

Sie sind Geschäftsführer der Malteser Sachsen Kliniken in Deutschland. Wie steht Österreich im Vergleich zu Deutschland dar, und wie ist die Situation derartiger Länder im Vergleich zu den CEE-Ländern?

Die Hygienesysteme in Österreich und Deutschland sind sehr gut vergleichbar, und ich sehe wenig Unterschied bei Krankenhausinfektionen der beiden Länder. Die Länder vereinigt fehlende Kontrollsysteme über die Einhaltung von Hygienestandards auf betrieblicher oder überbetrieblicher Ebene. Die CEE Länder stehen im Vergleich zu diesen Ländern in Fragen die Resistenzen betreffend jedenfalls noch ganz am Anfang.

Wo setzen die Malteser Schwerpunkte?

Bei den von den Maltesern geführten Spitälern legen wir besonderen Wert auf die Ausbildung der Mitarbeiter und auf die Vermittlung vom Wert der Hygienemaßnahmen an sich. Kennzahlsysteme fehlen auch bei uns; über diese denken wir gerade intensiv nach. Kennzahlen dürfen aber nicht als Macht- oder Einschüchterungssystem verwendet werden sondern sollen jeder Einheit, jedem Mitarbeiter, jedem Menschen die Möglichkeit geben anhand objektiv messbarer Kriterien sein Tun und damit diese Welt laufend zu verbessern.

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