Der Begriff Infektionskrankheiten ist uns allen ein Begriff – aber welche geschichtlichen Ereignisse dahinter stecken und warum diese Krankheiten (z.B.: Diphterie oder Pocken) Ihren Schrecken verloren haben, wissen wiederum nur wenige. Im Rahmen einer ausgeprägten Gesundheitskompetenz sollte aber grob gewusst werden, wodurch Infektionen begünstigt oder vermieden werden können.
Ein historischer Rückblick
Dass es Infektionskrankheiten gibt, ist der Menschheit schon seit Jahrtausenden bekannt, deren eigentliche Wirkungsweise aber erst seit knapp 100 Jahren. Kam es zu örtlich und zeitlich gehäuft auftretenden Infektionen, so wurde das von den Anhängern der Miasmen-Theorie den Veränderungen der Luft zugeschrieben. Bei dieser Theorie ging man davon aus, dass schlechte Dämpfe die vom (feuchten) Boden aufgestiegen sind, dafür verantwortlich sind, dass die Menschen erkrankten. Zur Lösung des Problems wurde daher empfohlen, ein Tuch vor dem Mund zu halten, Böden trocken zu legen, einen Talisman zu tragen oder Riechsalz zu verwenden. Die Miasmen-Theorie blieb bis in das 19. Jahrhundert die vorherrschende Lehrmeinung. Interessant ist das deswegen, weil bereits seit dem 17. Jahrhundert die Existenz von Bakterien bekannt gewesen ist. Es war der Tuchhändler Antoni von Leeuwenhoek der im Jahr 1683 Mikroorganismen auf dem Zahnbelag nachweisen konnte. Gelungen ist Ihm das mit einem selbstgebauten Mikroskop. Niemand kam jedoch auf die Idee, diese winzigen Lebewesen als Ursache für tödliche Erkrankungen in Betracht zu ziehen. Warum auch, vertrat man zu dieser Zeit doch die Lehre von der Urzeugung. Hierbei ging man davon aus, dass das Leben aus toter organischer Materie entsteht.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde diese Doktrin von Pasteur widerlegt. Immer öfter wurden zu dieser Zeit bei bekannten Krankheiten Mikroorganismen nachgewiesen. Wesentliche Fortschritte brachten dann die von R. Koch formulierten Henle-Koch-Postulate.
Frei formuliert und stark vereinfacht ausgedrückt lauten diese:
- Der Erreger muss zum vorliegenden Krankheitsbild passen und nachgewiesen werden können.
- Wenn der Erreger von anderen pathogenen Keimen getrennt wird und somit in Reinkultur vorliegt, so muss damit bei Tier oder Mensch eine ähnliche Krankheit erzeugt werden können.
- Liegt eine andere Erkrankung vor, so darf dieser Erreger nicht zufällig als Nutznießer vorkommen.
Die Postulate wurden im 19. Jahrhundert verfasst, beweisen aber heute noch die Ursache einer Infektionskrankheit. Selbst wenn diese nicht erfüllt werden, so kann ein vorhandener Erreger trotzdem nicht für eine vorliegende Erkrankung ausgeschlossen werden.
Infektionskrankheiten heute
Früher standen die Infektionskrankheiten im Mittelpunkt des medizinischen Handelns, da diese Krankheiten über Jahrhunderte hinweg eine häufige Todesursache und somit vielen Menschen das Leben kostete. Es waren vor allem die großen Seuchen wie Pest, Pocken, Fleckfieber oder Diphtherie, die viel Leid über das Land gebracht haben. Die Errungenschaften unserer Zeit haben es aber ermöglicht, diese Krankheiten zurückzudrängen und Ihnen somit Ihren Schrecken zu nehmen.
Wir müssen uns aber heute eingestehen, dass wir zwar die Infektionskrankheiten gut verstehen und größtenteils besiegen können aber der Kampf noch nicht vorbei ist. Vor allem deswegen, da wir nicht dauerhaft und in jedem Verdachtsfall auf die Hilfe von Antibiotika zurückgreifen können und schon gar nicht dürfen.
Den Erregern gelingt es teilweise, in gewandelter Form wieder in Erscheinung zu treten oder es werden überhaupt ganz neue Arten entdeckt. Warum es zu einem Wandel kommt, dafür gibt es verschiedene Gründe.
Beispiele sind:
- Veränderte Mobilität und Ernährungsgewohnheiten des modernen Menschen
- Aggressivere Therapien in der Medizin
- Die genetische Variabilität die es erlaubt, sich anzupassen
- Nachlässiger Umgang mit bereits bewährten Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionskrankheiten
Vor allem der letzte Punkt liegt in unserer eigenen täglichen Verantwortung. Unsere Eltern haben in der Vergangenheit gelernt mit diesen Herausforderungen umzugehen. Vergessen wir dieses Wissen nicht! Es darf nicht sein, dass wir einen unbedachten Lebensstiel führen und im Falle einer Erkrankung einfach auf das Wissen der Mediziner setzen und uns am Ende denken, ich nehme ein Antibiotikum und alles wird wieder gut. Es ist umgekehrt – alles wird schlechter. Schon heute gibt es bereits Erreger, die gegen gebräuchliche Antibiotika resistent sind.
Quelle:
Kayser F.H.(1998). Allgemeine Aspekte der medizinischen Mikrobiologie S2-4 IN: Kayser F.H, Bienz K.A. Eckert J. & Zinkernagel R.M (1998). Medizinische Mikrobiologie: verstehen, lernen, nachschlagen. 9 Auflage – Stuttgart; New York: Thieme Verlag.