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Neonatologie: Hygiene ist wichtig

Portrait von Univ.-Prof. Angelika Berger
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Krankenhauskeime stellen insbesondere für Neugeborene eine Gefahr dar. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen an die Hygienestandards in der Neonatologie, sagt Univ.-Prof. Dr. Angelika Berger vom Wiener AKH.

Das Immunsystem von Neugeborenen ist noch nicht ausgereift. In neonatologischen, insbesondere aber in den intensivmedizinischen Abteilungen von Spitälern ist gutes Hygienemanagement daher unumgänglich. So banal es vielleicht klingen mag, aber „die Handhygiene ist nach wie vor das aller Wichtigste, denn über die Hände werden die meisten Infektionen übertragen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Angelika Berger, Leiterin der Abteilung für Neonatologie, Pädiatrische Intensivmedizin und Neuropädiatrie am AKH Wien. Die Verwendung von Handschuhen bei jeglichem Kontakt von Sekreten sollte ebenfalls zu den Routinemaßnahmen gehören. Im Übrigen, so Berger, gelten für Angehörige nahezu die gleichen Hygienemaßnahmen wie für das ärztliche- bzw. Pflegepersonal: „Wer mit einem Schnupfen ins Spital kommt – und dies kommt gerade jetzt im Winter nicht selten vor – wird gebeten, einen Mundschutz zu tragen.“

Darüber hinaus seien keine weiteren Hygienemaßnahmen notwendig, außer es bestehe der Verdacht, dass eines der Kinder mit einem gefährlichen Keim infiziert ist. In dem Falle gelten verschärfte Hygienemaßnahmen, die implementiert werden, bis das Testergebnis aus dem Labor zurückkommt. Im Fachjargon spricht man in diesem Zusammenhang von „Kohortieren“, was soviel bedeutet wie „die betroffenen Kinder von den übrigen Kindern getrennt in einem isolierten Bereich unterzubringen“.

Differenzierter ist die Problematik bei Clostridium difficile Infektionen zu sehen, nachdem diese Keime bei Erwachsenen schwerste Magen-Darm-Entzündungen auslösen können, bei Säuglingen und Kleinkindern aber meist als asymptomatische Kolonisierung zu sehen sind (warum dies so ist, ergründet Berger in Zusammenarbeit mit Prof. Franz Allerberger/ AGES derzeit im Rahmen einer Studie: siehe unten).

Neben den bakteriellen gibt es auch gefährliche virale Infekte, wie RSV (Respiratory Syncytial Virus). Das Auftauchen dieses Virus komme auf Kinderstationen häufig vor, und die Verläufe der Krankheit sind mitunter sehr schwer: „Während Erwachsene sich in der Regel einen Schnupfen einhandeln, führt RSV bei Säuglingen und Kleinkindern oft zu einer schweren Bronchitis oder Lungenentzündung, mitunter bis hin zur Beatmungspflichtigkeit.

Entscheidend bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen sei vor allem eines, ist Berger überzeugt: „Es geht nicht ausschließlich um das Einhalten von Vorschriften, sondern vielmehr um einen bewussten Umgang mit dem heiklen Thema.“

Maßnahmen, dieses Bewusstsein bei den Mitarbeitern zu fördern, gibt es einige. Besonders hervorzuheben seien insbesondere die praktischen Übungen im Simulationslabor. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Jens Schwindt entwickelte Berger ein Programm, wo es darum geht, so genannte Schwemmkatheter an Übungspuppen möglichst keim- und kontaminationsfrei zu verlegen. Das Prozedere wird per Video dokumentiert – auf Basis des aufgezeichneten Materials erfolge dann eine Nachbesprechung mit den Mitarbeitern, unter anderem in Form von Einzelgesprächen. Das Üben am Simulator ist eine gute Sache, weil es sich hier um nahe an die Realität herankommende Abläufe handelt, die sich gut einprägen, sagt Berger.

Wesentlich für die Reduktion nosokomialer Infektionen sind aber auch die Auswertungen im Rahmen von Krankenhaus-Infektions Surveillance Systemen. Die im Kontext zu anderen Abteilungen oder Ländern stehenden Daten sind äusserst aufschlussreich: „Man sieht genau, wo man derzeit steht und wo es eventuell noch Verbesserungsbedarf gibt“, sagt Berger.

Ad Studie Clostridien:

Die Untersuchung der Prävalenz der Kolonisierung und die molekulare Charakterisierung von Clostridium difficile Subtypen bei Frühgeborenen mit einem longitudinalen Follow-up bis zum zweiten Lebensjahr soll neue Erkenntnisse in Zusammenhang mit der nach wie vor ungeklärten Epidemiologie und Pathogenität von Clostridium difficile bei Säuglingen und Kleinkindern bringen. Weiters wird ein Link zu klinischen Daten wie Antibiotikatherapie, Dauer des Intensivstationsaufenthaltes, Entbindungsmodus oder Ernährung (Muttermilch versus Formula) hergestellt. Die Studie wird in Zusammenarbeit zwischen der Univ. Klinik f. Kinder- und Jugendheilkunde (Prof. Angelika Berger) und der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES, Prof. Franz Allerberger) durchgeführt.

 

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