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“Risikomanagement wird häufig vernachlässigt”

Doctors risk management
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Seit Jahren legt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz einen starken Fokus auf das Thema „Risikomanagement“. Auch Maßnahmen im Bereich der Hygiene spielen hierbei eine große Rolle. So konnten etwa infektionsassoziierte Zwischenfälle wesentlich gesenkt werden.

Herr Dr. Müller, als ärztlicher Leiter des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Linz initiierten Sie 2009/2010 ein Projekt im Bereich des Risikomanagements, wo es unter anderem um den wichtigen Bereich „Hygiene“ ging . Inwiefern konnte Ihr Haus davon profitieren?

Das Hauptaugenmerk im Klinischen Risikomanagement liegt auf der Patientensicherheit im engeren Sinne. Zielsetzung ist die Vermeidung von unbeabsichtigtem Patientenschaden. Dabei geht es im Wesentlichen um 5 Bereiche: Korrekte Identifikation von Patienten, abgesicherte Kommunikation im Behandlungsteam, sicherer Umgang mit gefährlichen Medikamenten, Team Time Out vor chirurgischen Eingriffen, Einhalten der Hygienerichtlinien. Ziel des Projektes war es, die internationalen Patientensicherheitsvorgaben der Joint Commission on Accreditation of Healthcare Organisations (JCAHO) und der World Health Organization (WHO) nachhaltig im Krankenhaus zu implementieren. Dies ist uns gelungen.

Welchen Stellenwert spielen Trainings im Rahmen des Risikomanagements und warum bringen nur langfristige Trainings den gewünschten Erfolg?

Kurze didaktische Trainings bringen im Bereich Risiko-Managements nichts. Nur laufendes Training und konstante Bestärkung des Themas bringen den gewünschten nachhaltigen Effekt. Mehr als 90% aller MitarbeiterInnen (rund 600) nahmen 2009/2010 an „Medical Team Trainings“ und weiteren Schulungsmaßnahmen teil. Bis heute wird in regelmäßigen Abständen nachbetreut und weiter trainiert. Alle relevanten Empfehlungen der medizinischen Fachliteratur zum Thema Patientensicherheit legen den Ansatz aus der Luftfahrt nahe, um nachhaltige und langfristige Wirkung zu erzielen. Das ist der Goldstandard und zudem ein sehr einfaches Prinzip, das sich seither bestens bewährt.

Wie kommen die gesetzten Maßnahmen bei den Mitarbeitern an?

Wie in der Luftfahrt geht es auch bei uns um eine grundlegende Anpassung der (Fehler-) Kultur, die in der Medizin längst überfällig ist. Wir dürfen die Schuld für Fehler nicht beim Einzelnen suchen. Es ist die Pflicht des Krankenhausmanagements, das System so anzupassen, dass es den Anforderungen einer immer komplexer werdenden Medizin gerecht wird. Alle sollen wissen, dass die aus dem Risikomanagement resultierenden Maßnahmen in keiner Weise die Kompetenz oder Leistungsfähigkeit der MitarbeiterInnen anzweifeln. Auch wenn viele anfangs skeptisch waren, konnte das externe Trainerteam der Fa. Assekurisk die meisten rasch überzeugen. Idealerweise entsteht dadurch ein positiver Gruppendruck, der die weniger Überzeugten jedenfalls mitmachen lässt.

Nach Implementierung der Maßnahmen war eine Schadensreduktion insbesondere im Hinblick auf infektionsassoziierte Zwischenfälle auffällig. Welche Maßnahmen wurden gesetzt, um dies zu erreichen?

Im Krankenhaus erworbene Infektionen stellen weltweit eines der größten Probleme im Bereich der Patientensicherheit dar. Häufig wird eine an sich vorgeschriebene hygienische Händedesinfektion vergessen oder nur mangelhaft durchgeführt. Daher haben wir den sogenannten „Hygiene-Copiloten“ eingeführt. Vor jeder Visite wird eine Person benannt, welche den Visite-Führenden nach jedem Patientenkontakt erinnert, dass eine Händedesinfektion fällig ist. Damit haben wir einen „menschlichen Reminder“ geschaffen, dessen Wirksamkeit nachhaltig ist. Der Erfolg gab uns Recht.

 

Warum sind derart hohe Maßstäbe im Bereich des Risikomanagements nicht längst in allen Krankenhäusern „state of the art“?

Derzeit ist es den Krankenhäusern in Österreich freigestellt, ob sie umfassende Patientensicherheitsprogramme etablieren oder nicht. Dies ist wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum es in vielen Häusern zwar Maßnahmen aus dem Bereich Qualitätsmanagement gibt, der Bereich Risikomanagement jedoch häufig vernachlässigt wird. Selbst wenn man die Zahl derer, die in Österreich aktiv Risikomanagement im Sinne der Patientensicherheit betreiben, nennen könnte, wüsste man noch immer nicht, ob es sich dabei um Programme neuesten Zuschnittes handelt, deren Wirksamkeit in Studien bewiesen werden konnte.

 

 

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