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Vatcheva-Dobrevska: CEE-Länder wie Bulgarien haben im Umgang mit nosokomialen Infektionen großen Aufholbedarf

Portrait von Univ.-Prof. Dr. Rossitza Vatcheva-Dobrevska in einem weißen Arztkittel
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Der Kampf gegen nosokomiale Infektionen ist in den einzelnen europäischen Ländern unterschiedlich erfolgreich. Besonders betroffen sind nach wie vor die so genannten CEE-Länder, also die Staaten Zentral- und Osteuropas. Ein von nosokomialen Infektionen besonders betroffenes Land ist Bulgarien. Mit Univ.-Prof. Dr. Rossitza Vatcheva-Dobrevska vom National Centre of Infectious and Parasitic Diseases in Sofia sprach Carola Timmel.

In Europa sind jährlich 37.000 Tote auf Grund von nosokomialen Infektionen zu beklagen. Während in Ländern wie etwa den Niederlanden effiziente Maßnahmen deutlich zur Reduktion der Infektionen führen, ist das Problem in den osteuropäischen Ländern nach wie vor ein hohes. Wie sieht die Situation in Bulgarien aus?

Zunächst einmal möchte ich sagen, dass die allgemeine Tendenz – nämlich die Berichterstattung von Fällen und deren Analyse – eine äußerst begrüßenswerte ist. So können Fehler immer besser vermieden werden. Auch in Bulgarien – wenngleich nicht in dem Ausmaß wie in anderen Ländern – gibt es ebenfalls ein großes Bemühen die Zahlen von nosokomialen Infektionen zu reduzieren. Die Republik Bulgarien unterstützt eine Vielzahl von HAI (Healthcare-Associated-Infections) und AMR (Antimicrobial Resistance)-Maßnahmen in Anlehnung an die so genannten European Council Recommendations on Patient Safety. In den Bulgarischen Spitälern finden diese Themen zusehends eine höhere Aufmerksamkeit.

Wie ist die Situation mit den typischen Problemkeimen wie etwa MRSA oder clostridium difficile?

Die steigenden Zahlen des Methicillin resistenten Keims Staphylococcus aureus (MRSA) sowie MRSE (Methicillin resistenter Staphylococcus epidermidis) machen uns sehr zu schaffen. Bei Clostridium difficile ist es ähnlich. Auch hier steigen die Infektionszahlen, und eine vergleichsweise hohe Mortalitätsrate ist leider ein Faktum.

Damit zusammenhängende Multiresistenzen sind sicherlich auch ein großes Thema?

Ja, das ist leider ein größer werdendes Thema – hier ist vor allem die Resistenz gegen Carbapaneme besonders hervorzuheben. Zwischen 2006 und 2013 war zum Beispiel die Carbapenem-Resistentez bei Klebsiella pneunoniae (KRE) ein großes Problem.

Was muss ganz konkret getan werden, damit sich die Situation in Ihrem Land verbessert?

Eine der wirklich gravierenden Probleme ist die derzeit noch lückenhafte Dokumentation von HAI Fällen. Es wäre sehr wichtig, ein modernes HAI Surveillance System auf Basis des ECDC Modells zu installieren, um Daten auch entsprechend analysieren, auswerten und vergleichen zu können. Die Teilnahme Bulgariens an der Europäischen Point Prevanlence Survey of HAI and antibiotic consumption (ECDC 2012), wo die Daten von 30 bulgarischen Ländern erhoben und ausgewertet wurden, kann in gewisser Weise als ein sehr gutes Training für uns bezeichnet werden. Das betreffende Hygiene-Personal sammelte wertvolle Erfahrungen in Hinblick auf mögliche Verbesserungen.

Durch welche Maßnahmen sind bereits jetzt Fortschritte sichtbar?

Hier ist vor allem das TRICE-project (Training Infection Control in Europe) zu nennen. Ich selbst habe an diesem Programm teilgenommen. Ich halte es für sehr wichtig, TRICE-Projekt-Module in unserem Land zu implementieren.

Auf nationaler Ebene gibt es auch Trainingsprogramme wie etwa BulNoso. Das Hauptaugenmerk dieser Bulgarischen Gesellschaft für Prävention und Infektionskontrolle liegt darauf, Material auf Basis der Europäischen Standards zur Verfügung zu stellen. Informationen rund um die Aktivitäten von BulNoso sind auf der neuen Website www.bulnoso.org zu lesen.

Prof. Rossitza Vatcheva-Dobrevska wird am 3. März im Rahmen des Kongresses der Dr. Ignaz Semmelweis Gesellschaft (3. und 4. März 2015) gemeinsam mit ihrem polnischen Kollegen Dr. Pawel Grzesiowski und Prof. Didier Pittet (WHO) zum Thema “Who is setting the Practical Standards for Hygiene Concepts of the Future” diskutieren.

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